Licht aus und Film ab – einmal im Monat zeigt das Kultur: Haus Dacheröden ausgewählte Literaturverfilmungen mit kurzer Einführung. Wer eine intime, gemütliche Atmosphäre einem großen Kinosaal vorzieht, ist hier genau richtig. Gäste können den Film bei Kerzenschein, einem kühlen Getränk und ein paar Snacks genießen. Präsentiert werden Verfilmungen klassischer und zeitgenössischer Literatur – von „Tschick“ bis „Nackt unter Wölfen“, von neu bis alt. Hier ist für jeden etwas dabei. Eine kurze Einführung vor Beginn der Vorstellung gibt einen Überblick über die Hintergründe des Filmes. Sie sind herzlich eingeladen!
Gut 25 Jahre nach dem Mauerfall erzählen Regisseur Matti Geschonnek und Drehbuchautor Wolfgang Kohlhaase von der Auflösung eines Staates, vom Ende einer Illusion, vom Verlust der Heimat. Dass dabei die DDR nicht verklärt, sondern mit all ihren Widersprüchen lebendig wird, macht ihre Tragikomödie „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ zu einem bemerkenswerten Film.
Herbst 1989. In Ost-Berlin steht der 90. Geburtstag von Wilhelm Powileit (Bruno Ganz) an, verdientes Mitglied der Partei und überzeugter Stalinist. Nicht nur Vertreter des Staatsapparats Partei machen dem streitbaren Greis an diesem Ehrentag die Aufwartung, auch sein Sohn Kurt (Sylvester Groth), dessen russische Frau Irina (Evgenia Dodina) und Kurts Schwiegertochter Melitta (Natalia Beliski) erscheinen. Allein Melittas Mann Sascha (Alexander Fehling) ist verhindert, aus Gründen, die dem Jubilar lange verheimlicht werden: Er hat sich in der Nacht aus dem Staub gemacht und ist in den Westen geflohen, wie so viele Menschen in diesen Tagen des zunehmenden Staatsverfalls.
Jahrzehnte der DDR-Geschichte beschrieb Eugen Ruge in seinem vielfach ausgezeichneten Roman „In Zeichen des abnehmenden Lichts“. Diese epische Familiensaga hat Wolfgang Kohlhaase für Matti Geschonneks Verfilmung radikal gekürzt und auf kaum mehr als einen Handlungstag verdichtet. Die Geschlossenheit von Zeit und Raum - das ironischerweise einst von Nazi-Bonzen bewohnte Haus der Powileits wird kaum verlassen – erzeugt die stickige Dichte eines Kammerspiels, in dem die Agonie des DDR-Systems genauso spürbar wird wie die Ratlosigkeit der Bürger. Zwar treten noch Jungpioniere zum Geburtstagsständchen an und Powileit wird der zigste Verdienstorden verliehen, aber die Auszeichnung ist nur noch Blech in der Kiste und die piefig-pompösen Inszenierungen der Ehrungen können nicht mehr kaschieren, dass der Sozialismus à la DDR sehr bald Geschichte sein wird. Die Filmemacher verklären den real existierenden Sozialismus in der Ostberliner Ausprägung nicht, aber sie begegnen den Menschen, die an das Ideal geglaubt haben, die sich für seine Verwirklichung eingesetzt haben und die in der DDR eine Heimat gesehen haben, mit Respekt. Und irgendwo unter all den Kompromissen und Enttäuschungen lugt noch etwas von einer großen Utopie hervor - der sozialistische Traum von einer besseren und gerechteren Welt. Ein Verlierer der Geschichte. „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ ist ein vielschichtiger, zärtlicher, komischer und tragischer Film über die deutsche Geschichte und den Verlust von Heimat und Idealen.
Quelle: filmstarts.de
Die Einführung in den Film übernimmt die Erfurter Filmemacherin und Kuratorin der Reihe „Kino im Salon“ Susanne Aßmann.
Gefördert durch die Thüringer Staatskanzlei.